Mittwoch, 28. Januar 2015

Um Mitternacht an der Ampel


Bild: Eine Straße in der Nacht mit einer roten Ampel.
Foto: Zwiadowca21/ Wikimedia Commons. 

Stellen Sie sich diese Szene vor:

Es ist mitten in der Nacht.
Die Straße ist dunkel.
Es ist kalt.
Niemand ist unterwegs.
Kein Auto.
Kein Radfahrer.
Halt! Da ist doch jemand!
Es ist ein einsamer Fußgänger.
Er steht an einer Ampel und wartet.
Denn die Ampel ist rot.

Ich habe schon oft gehört:
Das gibt es nur in Deutschland.
Nur Deutsche bleiben bei rot stehen,
auch wenn kein Auto kommt.






Bild: London, Parlament 
Foto: Mgimelfarb / Wikimedia Commons

Ein Freund von mir hat lange in England gelebt.
Er hat mir erzählt:

Einmal war ich mit Freunden unterwegs.
Wir kamen von einem Konzert.
Es war schon spät.
Vor uns wurde eine Ampel rot.
Die Straße war ganz frei.
Aber ich bin automatisch stehen geblieben.

Meine Freunde haben mich ausgelacht.
Sie haben gesagt:
Typisch deutsch!

Danach bin ich immer bei Rot gegangen,
wenn kein Auto kam.

Aber jetzt bin ich wieder in Deutschland,
und ich habe ein Problem:
An jeder roten Ampel fühle ich mich richtig schlecht.
Der Engländer in mir möchte gehen.
Aber der Deutsche in mir sagt: Halt! Rot!





Mittwoch, 14. Januar 2015

Im Land der Krauts

Neulich war ich in der Küche.
Ein Freund aus Frankreich hat mich besucht.
Ich habe frischen Grün-Kohl gewaschen.

Bild: Frischer Grün-Kohl
Foto: Rasbak / Wikimedia Commons


Mein Freund hatte noch nie Grün-Kohl gesehen.
Er hat gesagt:
Ihr Deutschen habt wirklich viele Sorten Kohl!
Und ich habe geantwortet:
Na klar! Dafür sind wir doch bekannt.

In England nennt man die Deutschen sogar Krauts.
Kraut ist ein anderes Wort für Kohl.




Bild: Zwei Köpfe Weiß-Kohl. Man sagt auch Weiß-Kraut.
Foto: Bill Tarpenning /Wikimedia Commons


Wenn ich Krauts höre, muss ich immer lachen.
Aber warum nennt man uns eigentlich so?

Das ist ein alter Name.
Früher fuhren die Leute auf Segel-Schiffen um die Welt.
Manchmal waren sie lange unterwegs.
Sie sahen kein Land.
Und sie hatten weder Obst noch Gemüse.

Aber Menschen brauchen Vitamin C.
Das musste man auf die Reise mitnehmen.
Die englischen Schiffe nahmen Zitronen mit.
Aber die deutschen Schiffe nahmen Sauerkraut mit. 

Deshalb nannten die Engländer die Deutschen "Krauts". 




Bild: Sauerkraut im Glas
Foto: Bdubay / Wikimedia Commons

Was ist Sauerkraut?


Sauer-Kraut macht man meistens aus Weiß-Kohl.
Man schneidet ihn in feine Streifen.
Die Streifen mischt man mit Salz.
Dann legt man sie in ein Gefäß
und stampft sie fest.

Oben auf das Kraut tut man Salz-Wasser.
Das Gefäß muss luft-dicht abgeschlossen sein.
Dann gärt das Kraut und wird sauer.

Bild: Feine Streifen von Rot-Kohl
Foto: Privat
Bild: Ein Sauerkraut-Gefäß
Foto: Poupou l´quourouce



Früher hat man große Fässer benutzt.
Die Leute haben ihre Schuhe ausgezogen
und haben das Kraut mit den Füßen fest-gestampft.

Dicke Beine nennt man heute noch Kraut-Stampfer.
Aber man sagt es nicht direkt zu jemandem.
Es ist nicht nett... 



Bild: Ein Fass
Grafik: Doofi / Wikimedia Commons.
Sauerkraut muss man nicht kochen.
Man kann es roh essen.
Das ist besonders gesund.

Vitamin C geht nämlich beim Kochen kaputt.

Wenn man Sauer-Kraut kocht, 
dann am besten zwei mal!
Am ersten Tag kocht man es fertig.
Am zweiten Tag wärmt man es auf.
Dann schmeckt es noch besser.

Erinnern Sie sich an die Witwe Bolte?

Die Witwe Bolte nimmt einen Teller
und geht in den Keller.
Sie will eine Portion Sauer-Kohl holen ...

..."wovon sie besonders schwärmt
wenn er wieder aufgewärmt."

davon schwärmen = gut darüber sprechen

  

Bild: Witwe Bolte von Wilhelm Busch.
Siehe mein Blogpost vom 21.11.2014
Foto: Wikimedia Commons
Die meisten Deutschen können diesen Satz auswendig.
Er bedeutet: 
Die Witwe Bolte spricht gut über Sauerkraut.
Vor allem dann, wenn es wieder aufgewärmt ist.


Folklore: Die Kohlfahrt


In der Gegend von Ostfriesland,

und um die Städte Hannover und Bremen 
gehen die Leute im Winter auf Kohl-Fahrt.
Meistens im Januar oder Februar.

Die Kohl-Fahrt ist ein Ausflug mit Freunden.
Oder mit Arbeits-Kollegen.
Man wandert zusammen durch die Landschaft.
Einer zieht einen Boller-Wagen.
Darauf ist Schnaps.
Den Schnaps trinkt man unterwegs.
Das hilft gegen die Kälte.
Außerdem macht man alberne Spiele.
So vertreibt man sich die Zeit. 
albern = lustig und ein bisschen dumm
Bild: Ein Boller-Wagen.
Foto: Rikva / Wikimedia Commons
Bild: Ein Glas Schnaps
Foto: Dansker / Wikimedia Commons
Ziemlich lustig kommt man in einem Gasthaus an.
Dort gibt es Grünkohl satt für alle.
Satt bedeutet:
Man kann essen, soviel man will.
Bis man satt ist.
Dazu gibt es fette Wurst und fettes Fleisch.











Bild: Ein Teller Grünkohl  mit Wurst und Kassler.
Foto: Felix Stein / Wikimedia Commons




   

Zum Schluss wählt man den Kohl-König.
Oder man wählt ein Kohl-Königs-Paar:
Einen König und eine Königin.

Sie sind ein Jahr lang Könige
und haben nur eine Aufgabe:
Sie müssen die Kohl-Fahrt im nächsten Jahr organisieren.


Kohl hat ein schlechtes Image


Kohl ist zwar sehr gesund,
aber er ist kein feines Essen.
Gerichte mit Kohl sind oft sehr einfach.
Meistens sind sie auch sehr fett.
Beim Kochen riecht der Kohl schlecht.
Und nach dem Essen - entschuldigen Sie!
- bekommt man Blähungen.
Deshalb hat Kohl ein schlechtes Image.
Kein Wunder.

Manche Köche sagen:
Kohl ist gar nicht so schlimm!
Er kann sehr zart und lecker sein.
Bild: Ein Koch
Foto: Rainer Zenz
Diese Köche erfinden feine Kohl-Rezepte.
So wollen sie den Kohl auf-werten.
Sie wollen sein Image verbessern.

Aber das geht auch einfacher!
Zum Beispiel so:





Bild: Kohlköpfe als Erdbeeren
Foto: Southpark / Wikimedia Commons