Montag, 14. August 2017

Ibycus und die Kraniche

Heute stelle ich ein Gedicht vor.
Friedrich Schiller hat es geschrieben. 
Das Gedicht erzählt eine Geschichte:
Die Geschichte von Ibycus und den Kranichen.


Friedrich Schịller (1759 - 1805)
Ibycus (sprich: Ibikus) - Name
Korinth (sprich: Kornt) - Stadt in Griechenland. 


Ein Kranich (der Kranich, -e).
Gemälde: Johann Friedrich Naumann, 1899.
Foto: Wikimedia Commons

In der Stadt Korinth gibt es ein Fest.
Alle Griechen sind eingeladen.

Auch Ibycus geht nach Korinth.
Er will auf dem Fest singen.
Ibycus ist ein Sänger.
Die Leute sagen:
Ibycus singt sehr schön.
Die Götter lieben ihn.

Ibycus lebt in Italien.
Sein Weg nach Korinth ist sehr weit.
Oft sieht er Kraniche.
Sie fliegen in Gruppen nach Süden. 
Sie rufen laut. 

Eine Gruppe Kraniche fliegt.
Foto: Bdf Bdf / Wikimedia Commons.


Ibycus liebt Kraniche.



Im Wald vor Korinth



Ein Wald (der Wld, ̈-er)
Foto: Walter J. Pilsak / Wikimedia Commons

 
Bald ist Ibycus in Korinth.
Vor der Stadt ist ein Wald.
Der Wald ist groß und dunkel.

Ibycus geht durch den Wald.
Niemand ist da.
Nur die Kraniche rufen manchmal.
Ibycus singt.

Da kommen zwei Männer.
Ibycus denkt:
Die Männer sehen nicht freundlich aus.
Was wollen sie von mir?

Die Männer schlagen Ibycus.
Ibycus ruft:
Hilfe! Hilfe!
Aber niemand hört ihn.
Niemand ist da.

Ibycus wehrt sich.
Aber die Männer sind zu zweit.
Und Ibycus ist nicht stark.
Er ist ein Künstler, kein Soldat.
Die Männer sind stärker als er.

Ibycus fällt auf den Boden.
Er sieht nichts mehr.
Aber er hört etwas:
Am Himmel sind Kraniche.

Ibycus ruft:
Ihr Kraniche, hört mich!
Diese Männer töten mich.
Ich sterbe.
Ich kann nicht mehr erzählen, was passiert ist.
Erzählt meine Geschichte und rächt mich!
der Soldat, -en = Person. Sie kämpft im Militär.  
rächen = eine böse Tat bestrafen.
sich wehren = einen Angreifer abhalten.
zu zweit = so, dass 2 Personen zusammen sind.
der Künstler, - = Person. Sie macht Musik, malt oder spielt Theater.
der Hmmel, - = der Raum über uns. Dort sind Sonne und Mond.



In der Stadt


Die Stadt Korinth ist voll.
Alle wollen zu dem Fest.
die Leute kommen aus vielen Ländern.
Wer kann sie zählen?

Wer kennt ihre Namen?
Niemand.
Es sind zu viele.


Die Menschen sind sehr aufgeregt.
Sie sagen:
Habt ihr es schon gehört?
Ibycus, der Sänger, ist tot.
Er liegt im Wald.
Jemand hat ihn ermordet!

Wer war das wohl?
Wer hat Ibycus ermordet?
Niemand weiß es.
Aber vielleicht ist der Mörder hier in Korinth
und niemand erkennt ihn!

aufgeregt = so, dass man voll Angst und Emotionen ist.
ermrden = einen Menschen mit Absicht töten.
der Mörder, - = Substantiv von: ermorden. 
erknnen, erknnte, erknnt = jemanden sehen
und wissen, wer er ist.



Im Theater

Das Theater (das Theater, -) in der Stadt Epidauros in Griechenland.
Foto: Merlin (?) / Wikimedia Commons

Es wird Abend.

Alle Leute gehen ins Theater.
Dort beginnt das Fest.

Das Theater ist sehr groß.
Und es ist sehr laut.
Alle Leute reden.

Dann wird es still. 
Das Spiel beginnt.

Der Chor kommt heraus.
Es sind Frauen mit Fackeln.
Sie gehen sehr langsam.
Ihre Gesichter sieht man nicht.
Sie sehen größer aus als Menschen.

Frauen mit Fackeln (die Fckel, -n) im Theater.
Foto: Raulsirio / Wikimedia Commons.

Langsam gehen sie durch das Theater.
Dann sprechen sie:

Wir sind die Rache-Göttinnen.
Wir kennen Euch.
Wir wissen alles über Euch.
Wir wissen, wer gut ist.
Wir wissen, wer schlecht ist.

Die Guten können ruhig sein.
Die Schlechten müssen Angst haben.
Wir finden sie.
Wir folgen ihnen.
Sie werden nie mehr Ruhe haben!

Im Theater ist es ganz still.
Niemand bewegt sich.

Plötzlich ruft jemand ganz oben:
Timotheus! Sieh! Die Kraniche von Ibycus!

Der Himmel wird schwarz.
Eine Gruppe Kraniche fliegt über das Theater.


Timothe´us = Name.

 
Foto: Andreas Trepte, Wikimedia Commons


Die Leute im Theater werden unruhig.
Alle fragen:
Wer hat dort von Ibycus gesprochen?
Was haben die Kraniche mit Ibycus zu tun? 

Die Leute schauen nach oben.

Die Mörder sagen nichts mehr.
Aber ihre Gesichter sind ganz weiß.
Die Leute erkennen sie.
Sie rufen:
Das wart ihr!
Ihr habt gerade gesprochen!
Was habt ihr mit Ibycus zu tun?
Antwortet!

Die Leute packen die Männer
und bringen sie vor den Richter.
Die Männer gestehen den Mord.

Die Kraniche haben Ibycus gerächt.
stll = ruhig /leise.
das Spiel, e = (hier:) das Schauspiel / das Theaterstück.
der Chor, ̈-e = (im Theater:) Eine Gruppe von Leuten.
Sie sprechen zusammen einen Text.
die Rache = Substantiv von: rächen.
die Göttin, -nen = Weiblicher Gott.
folgen = nachgehen.
der Rchter, -  = Person. Sie kennt die Gesetze und
bestraft schlechte Menschen.
pcken = anfassen und sehr fest halten.
gestehen, gestnd, gestnden = sagen, dass man etwas Schlechtes getan hat.




Friedrich Schiller und die Geschichte von Ibycus



Friedrich Schịller (1759-1805)
Bild: Ludovike Simanowitz, 1794 (neue
deutsche Biographie). Foto: Wikimedia Commons

 

Die Geschichte von Ibycus kommt aus Griechenland.
Sie ist sehr alt.
Friedrich Schiller hat sie neu erzählt. 
Er hat sie als Gedicht aufgeschrieben.
Das war im Jahr 1798.


Viele Leute in Deutschland kennen die Geschichte von Ibycus.
Aber sie kennen nicht das Original,
sondern Schillers Gedicht. 

Das Original und das Gedicht sind sehr ähnlich.
Aber es gibt einen Unterschied!

Das Original geht so:

Die Mörder sitzen im Theater.
Sie sprechen über Ibycus und die Kraniche.
Jemand hört sie
und geht zur Polizei.
Das Theater ist dabei nicht so wichtig.


Aber bei Schiller ist das Theater wichtig:

Das Spiel packt die Leute.
Sie werden ganz still.
Sie sind sehr bewegt.
Die Mörder auch.
Nur deshalb machen sie einen Fehler.

Schiller wollte zeigen:
Kunst ist wichtig.
Sie bewegt Menschen.
Sie kann Menschen zur Wahrheit führen. 

Diese Botschaft war Schiller sehr wichtig. 

Viele Leute sagen:
"Die Kraniche des Ibycus" ist Schillers schönste Ballade.
 
die Ballade, -n = Gedicht. Es erzählt eine Geschichte
mit Anfang, Mitte und Ende.
das Original, -e = Die Sache, die zuerst da war. 
bewegt = so, dass man starke Gefühle hat.
die Knst, e = Theater, Malerei, Musik, Dichtung u.s.w.
die Wahrheit, -en = das, was richtig ist / das, was wirkich stimmt.
die Botschaft, -en = die Information.
das war Schiller wichtig = das war für Schiller wichtig.



Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gefällt Ihnen diese Geschichte?
Hinterlassen Sie einen Kommentar!
⇓ ⇓ ⇓ 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen